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N.M. am
19.04.10 über StudiVS
„ich bin
eben, eher zufällig auf dein Profil gestoßen und wollte Dir einfach einmal
mitteilen, das ich von deinem Buch sehr bewegt war/bin.
Ich weiß zwar nicht, warum viele die Ursache des gewollten Freitodes nicht
rauslesen können, aber mir schoss es Tränen in die Augen!
Gerade ab dem Punkt wo sich Silke mit ihrem Ableben beschäftigt kommt man doch
eigentlich, wenn man zwischen den Zeilen liest, hinter den Grund ihrer Tat!?
Zumindest hatte ich das Gefühl beim lesen!
Es ist selten, das ein Buch mich so gefesselt hat, aber deines.... selten
weckte ein Buch soviele Emotionen in mir, wie das über Silke!
Und selbst meine Mutter, die es unbedingt lesen wollte, war mehr als bewegt!
Mich persönlich allerdings würde deine Verbindung zu Silke interessieren, um
deine Beweggründe für dieses Buch gänzlich zu verstehen.
In einigen Foren habe ich Diskussionen verfolgen können wo viele nur von einer
fiktiven Geschichte ausgehen, was ich persönlich bis jetzt nicht wirklich
unterstreichen will.
Liebe Grüße“
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M.A. am 18.11.2010 über wkw
Hallo Stefanie,
ich denke mal nicht, dass diess hier auf deiner Website erscheint, denn da habe
ich nur postive Antworten gelesen und ich denke nicht, dass du (gerade bei der
Qualität deines Werkes) kein negatives Feedback erhalten hast. Daher hoffe ich,
dass du mir eine persönliche Antwort schreibst, denn auf deine Meinung bin ich
sehr gespannt.
Ehrlich gesagt fand ich dein Buch enttäuschend und ziemlich schlecht.
Vielleicht wäre es mit einem guten Lektorat besser geworden (oder wenn
überhaupt jemand drüber gelesen hätte). Das hat mehrere Gründe:
1. Die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler machen das Lesen mehr als
schwer und deuten auf ein liebloses runtertippen hin.
2. Die sich ständig widersprechenden Angaben, ob Silke tatsächlich existiert
hat oder eben nicht, stören gewaltig.
3. Die fanfatstischen Elemente (die Gespräche mit Herrn von Elrodt, dass sie
das ganze als Geist erzählt usw) passen nicht zu dem, was das Buch laut dir
sein sollte und stimmen nicht mit dem Gesamtkontext und dem Wahrheitsgehalt
überein.
4. Deine Art, über die Gothicszene zu berichten, über Pseudos zu schreiben und
zu lästern, sowie deine Beschreibung der Szene und die dafür verwendete
Wortwahl haben bei meiner besten Freundin und mir großes Lachen ausgelöst. Der
Grund dafür ist einfach, dass all dies nur so vor Vorurteilen strotzt und
gereade die Leute, die du als "echt" beschreibst in unseren Kreisen
als Wannabees verlacht werden. Das wird nicht nur daran liegen, dass wir jünger
sind als du, immerhin rede ich hier von ganzen Gruppierungen. Echte Gothics
brauchen keine spezielle "Grundausstattung", wir können auch in
normalen Zimmern wohnen, unser Style sowie Deko und Hilfsmittel entspringen dem
jeweiligen Geschmack und worauf es für uns ankommt ist die geisteige Art und
Gesinnung, die das von dir angesprochene (meiner Meinung nach Klischeehafte)
nur streift und weit darüber hinausgeht.
5. Die genauen Sexbeschreibungen sind unnötig und passen weder zu dieser Art
von Buch, noch zu dem, was du damit angeblich erreichen willst.
6. Du bist total am angeblichen und beworbenen Thema vorbeigeschlittert. Laut
der Werbung in diversen WKW-Gruppen und dem, was du mir vor über einem Jahr per
PN geschrieben hast, geht es darum, wie sie mit ihrem Schicksal umgeht, dass
sie den Weg des Freitodes wählt und was für ein Mensch sie war. Erfundene
Geistergespräche passen dazu ebenso wenig wie eine Erzählung ihrer Kindheit,
die nichts mit dem Grund oder der Art ihres Handelns zu tun hat. Außerdem hast
du die Krankheit, den Verlauf und die Diagnose (welche eine wichtige Rolle für
den Entschluss spielen) sowie die genauen Begründungen für ihren Feritod (die
über hohle Phrasen hinaus gehen) und die Art, wie sie durch ihre Krankheit
verändert wurde vollkommen weggelassen. Dies sind jedoch (auch laut deiner
damaligen Aussage) die Kerninhalte des Buches.
Die Teile, die du gut beleuchtet hast waren bis auf die Rechtschreib- und
Grammatikfehler nicht übel (Beerdigung, Überlegungen und Planungen des
Selbstmordes, Abschied usw).
Ich gehe mal davon aus, mit dem oben erwähnten Lektorat und den Veränderungen,
die sich ergeben hätten, hättest du vorher mit ihrer Familie abgesprochen, was
öffentlich werden soll, wäre dein Buch garnicht mal so übel gewesen. So ist es
sehr enttäuschend und bestätigt sämtliche Vorurteile über Bücher aus
Druckkostenzuschussverlagen.
Gruß
M.
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Antwort – am 20.11.2010 über wkw
Hallo M.,
vielen Dank für Deine Mail. Natürlich habe ich auch negative Mails erhalten,
aber die waren nicht zielführend, drehten sich jeweils nur um ein bis maximal
zwei Gegebenheiten und waren leider nie sachlich.
Du hast Dir trotz der schlechten Meinung viel Mühe gemacht. Aus diesem Grund
möchte ich mir genauso viel Mühe für die Antwort geben.
1. Die Rechtschreib- und Grammatikfehler waren für viele etwas Negatives.
Tatsächlich sind nur drei bestätigt. Einige weitere Worte sind richtig
geschrieben, aber im Zusammenhang falsch. Die Grammatik ... ja. das ist ein
Streitthema, denn es ist die Umgangssprache, in der ich mich in Frankfurt
bewege - kein Hochdeutsch, das ich richtig. So wie in manchen Regionen bei der
Namensaufzählung zu erst der Nachnahme und dann der Vorname kommt, so ist bei
mir das Ganze auch z.T. sehr weit vom Hochdeutsch entfernt.
2. Zu Beginn musste ich jegliche Existenz einer realen Vorlage leugnen. Dies
hat sich durch Rückmeldungen und die verkauften Exemplare zum Glück geändert.
3. Du findest Herrn von Ellrodt unpassend, unstimmig und ohne
Wahrheitsgehalt.
Ist Dir aufgefallen, dass es einen richtigen Dialog, verstanden als
aktive
Rede, nur zwischen Silke und ihm gab? Natürlich ist er eine
Andichtung – viel
mehr nur seine Antworten und Erscheinung. Die Vorlage von Silke hat
immer mit den
Verstorbenen gesprochen. Die Möglichkeit eines Monologes war
für sie einer der
Beweggründe oft auf den Friedhof zu gehen – zu speziellen
Gräbern, eben auch der Grabsäule von Herrn von Ellrodt. Nur
so
konnte sie eine Brücke zwischen hier und dort bauen.
4. Zu diesem Punkt (Beschreibung der Szene) kann ich nichts sagen. Wenn ich mit
Leuten über ihre jugendlichen Anfänge spreche, kann (je nach Intensität des
Kontaktes) sind immer die äußerlichen Merkmale einer Abgrenzung ein beherrschendes
Thema – so wie bei „Silke“ und mir damals eben auch. Jede Subkultur definiert
sich durch gewisse Handlungen und Symbole. Schwarze, wie wir, sind auch nicht
anders. Natürlich kommen viele Punkte viel zu kurz. Ein Leser hat es als „nette
Kurzgeschichte“ tituliert. Ich wollte kein erklärendes Werk verfassen, was wohl
auch nicht möglich war. Ich kannte mal einen Typen, der hat mich dumm
angemacht, weil bei einem Schuh die Schnürsenkel weiß waren. Ich bin mir
sicher, dass bei dem zuhause alles durchgestylt ist.
5. Die Sexbeschreibungen passen nicht zum Buch. Silke liebte Sex, ihre Art von
Sex. Es war für Ausdruck der Lebenseinstellung. Das rein-raus-Spiel, evtl. noch
mit Kuscheln, war für sie ein no-go. Mag sein, dass ich mit der Beschreibung
der Hängenummer zu weit gegangen bin, der Rest ist authentisch und ist
untrennbar mit der Hauptperson verbunden.
6. Ihre Kindheit ist dahingegen wichtig, als dass sie dadurch zu der Person
wurde, die sie war – eine ganz normale Frankfurterin. Ohne diese Schilderung
könnten andere Punkte mehr Platz erhalten, doch könnten andere Leser eine
Kunstfigur vermuten und Ursprungsfragen stellen. Zudem konnte ich, als
Geschichtenerzählerin, die Geschwindigkeit aus der Handlung nehmen –
entschleunigen.
„Silke“ hat ihr Umfeld nicht an der Krankheit teilhaben lassen, nur an gewissen
Punkten eine Information fallen lassen. Nachfragen hat sie gehasst. Somit hätte
ich hier viel dichten müssen. Dinge Schreiben, die nicht zu Ihr passten. Sie
hat sich weder mit ihren Eltern, noch mit ihren Freunden ausgetauscht. Dies
nicht, weil sie alleine war, sondern weil sie nicht wollte. Somit konnte,
musste, durfte ich dieses Thema nur streifen. Sie war wohl eine gute
Schauspielerin, denn bis auf ihre zunehmende Kraftlosigkeit war alles beim Alten.
Den Weg über einen normalen Verlag hätte ich niemals gewählt und auch ein
normales Lektorat nicht. Ich habe bis heute ungefähr 270 Exemplare verkauft.
Keine Frage, ein bemerkenswertes und unerwartetes Ergebnis. Verdient habe ich,
nach Abzug der Werbung die ich ja machen muss (z.B. Flyer bei x-tra) ca. 40
Euro. Ein Lektorat kostet ca. 270 – 500 Euro. Auch wenn es nicht darum ging,
war das finanzielle Risiko für mich doch ein großes Thema. Eine Mitsprache bei
der Handlung (normaler Verlag) war und ist für mich kein Weg, den ich gehen
wollte. Etwas musste erzählt werden. So wie es war.
Kann ich Deine Mail doch veröffentlichen – allerdings gleich mit meiner
Antwort? Ich möchte die möglichen Käufer vor einer Enttäuschung bewahren.
Keiner soll das Buch kaufen und diesen Kauf später bereuen.
Ich danke Dir nochmals für Deine Mail und die Mühe.
Schwarze liebe Grüße
Stef
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